Guckkasten mit "Panorama der schönsten Mineralien"
Bündner Oberland, letztes Viertel 19. Jahrhundert
Material/Technik
Hölzerner Guckkasten mit kleinen Mineralienstufen. Die Nummer zum jeweiligen Mineral verweist auf die Kartontafel mit der gedruckten Liste der insgesamt 85 Mineralien. Betrachtet werden die Mineralien durch zwei verglaste Gucklöcher, die als Vergrösserungsgläser wirken. Das Innere erhält durch eine im Deckel angebrachte, weiss beschichtete Glasscheibe Licht von oben und kann mittels einer Metallklappe geschlossen werden. Zwei heute leere Kammern am Boden im vorderen Bereich und ein ausziehbarer Kamin lassen darauf schliessen, dass die Mineralien auch durch eine im Innern angebrachte Lichtquelle von vorne beleuchtet wurden. Von dieser ist nichts mehr vor- handen.
4 Mineralien stammen aus dem Urserental, 5 aus der Piora, 3 aus dem Lugnez, alle anderen aus den Gemeinden Tujetsch, Disentis, Medel (und Trun).
Masse
54 × 32 × 27 cm
Objektgeschichte
Eventuell ist das Gehäuse ein umgebauter Bilder-Guck- Kasten, wie sie im 19. Jahrhundert sehr beliebt waren und wurde nicht speziell für diesen Zweck hergestellt. Oder die Konstruktion lehnt sich an diese an. Die Mineralien und die zugehörige Liste wurden frühestens 1877 eingebaut, denn das Mineral Nr. 24 „Milarit“ wurde 1868 erstmals gefunden, angeblich in der Val Milà, was sich aber als Falschangabe herausstellte, um andere Strahler auf eine falsche Fährte zu führen. Dies wurde erst 1877 entdeckt. Da im Guckkasten korrekt Val Giuf zugeordnet ist, muss der Kasten also nach 1877 entstanden sein.
Die Mineralien aus der Gemeinde Disentis sind in der gedruckten Liste sehr genau lokalisiert, bei den anderen fehlen diese Angaben, was darauf schliessen lässt, dass die Sammlung durch einen Disentiser angelegt wurde. Vermutlich war der Guckkasten eine Bestellung einer wichtigen Persönlichkeit bei einem Bündner Oberländer Strahler.
Zu dieser Zeit sind über 50 Strahler verbürgt. Pater Theo Theiler, Mineralienspezialist am Disentiser Klostermuseum vermutet, dass es sich um Catan Huonder aus Disentis (1845-1926) handeln könnte. „Tüchtiger Schreiner und Jäger. Die Kristalle suchte er sich in den Ruinas der Lukmanierschlucht. Das Aufsuchen der Klüfte war nicht seine starke Seite. Er zog es vor, den andern Strahlern nachzugehen. Seine Funde bot er im Land herum zum Verkaufe an. Zu diesem Zwecke hatte er einen Glaskasten von 80 cm Breite und 120 cm Höhe verfertigt. Darin stellte er Kristalle auf und brachte davor zwei Vergrösserungsgläser von 12 cm Durchmesser an. Diesen Kasten trug er, mit zwei Lederriemen auf seinen Rücken geschnallt, von Dorf zu Dorf und kam bis über Chur hinaus.“ (Flurin Maissen: Mineralklüfte und Strahler der Surselva; Freiburg/Schweiz, 1955, S. 160f)
Erwerb durch Museumsgründer Riet Campell.
Zustand
konservierungsbedürftig, stark verschmutzt, zahlreiche Nummernpapierchen lose, einige fehlend. Einige wenige Mineralienstufen fehlen.
Präsentation
Schausammlung: Cabinet da Naturalias
Restaurierung/Konservierung
· allgemeine Reinigung des Innenraums
· allgemeine Reinigung der Aussenseite
· entfernen der weissen Farbstriche an der Aussenseite
· zuordnen und ankleben der abgefallenen losen Nummernpapierchen zum entsprechenden Mineral
· zuordnen von nicht beschrifteten Mineralien und anbringen von neuen Nummern entsprechend der Legende
· Blech des Kamins richten
· Fehlende Schrauben am Scharnier der Klappe ersetzen
· entfernen von Korrosion an den Eisenteilen und konservierender Oberflächen
· Farbliche Retouche der Kratzer in der weiss beschichteten Glasscheibe
· Konservierungsbericht
Preis
1'500.00 CHF